Wie alles begann

Am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts brach sich in Deutschland eine christliche Bewegung Bahn, die man als Erweckungsbewegung bezeichnete. Viele Menschen begannen sich zu fragen, ob Wohlstand und kulturelle Blüte das höchste und letzte Ziel des Lebens seien. Man fragte in verstärktem Maße danach, ob es etwas auf sich habe mit Gott und ob Jesus Christus mehr sei als nur ein Sozialreformer. Und viele begannen in der Bibel zu lesen und nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Zuerst traf man sich in kleinen privaten Gruppen, besprach die sonntägliche Predigt, las die Bibel, tauschte sich aus und suchte nach Wegen, den christlichen Glauben im Alltag zu leben. Dabei hielt man enge Gemeinschaft untereinander.

So entstanden in vielen Orten kleine und größere Kreise mit diesen Zielen, eben die Gemeinschaften. Nach zunächst loser Verbindung untereinander schlossen sich die Gemeinschaften zu Verbänden zusammen, jeweils auf Landesebene innerhalb des damaligen Deutschen Reiches. So auch in Sachsen. Der 31. Juli des Jahres 1892 gilt als Geburtstag der neueren Gemeinschaftsbewegung in Sachsen.

Die Gründung der LKG Rabenstein

Auch in Rabenstein fanden sich Männer und Frauen, die zusätzlich zur kirchlichen Sonntagspredigt eine Vertiefung ihres Glaubens in der Bibel suchten, ihre Erfahrungen im Alltag miteinander teilen und den Glauben an Jesus Christus anderen Menschen bezeugen wollten. Der zu dieser Zeit in Rabenstein amtierende Pfarrer Franz Maximilian Kirbach unterstützte diese Bestrebungen nach Kräften. Auf seine Veranlassung hin veranstaltete der Chemnitzer Gemeinschaftsverein im Herbst 1918 eine Kurzevangelisation (Vorträge über den christlichen Glauben) im Gasthof “Weißer Adler“ an der Chemnitzer, heute Limbacher Straße.

Infolge dieser Arbeit kam es am 2. Oktober des Jahres 1918 zur Gründung der Landeskirchlichen Gemeinschaft Rabenstein (LKG Rabenstein). Zunächst fanden die Zusammenkünfte der Gemeinschaft, kurz „Stunden“ genannt, im Pfarrsaal statt. Als Folge des Zusammenbruchs des sogenannten 3. Reiches und der nationalen Katastrophe des Kriegsendes verloren unzählige Menschen ihre geistliche und auch leibliche Heimat. Geistlich entwurzelt und in vielen Fällen auch von der Heimat vertrieben, suchten sie Halt und Sinn im Glauben an Gott; viele fanden zur Gemeinschaft und auch die Kirchgemeinde öffnete sich für diese Menschen.

Der Pfarrsaal wurde zu eng und es fanden sich Räume in der ehemaligen Handschuhfabrik Otto Drechsler GmbH Kirchstraße 10, heute Georgenkirchweg. Die Arbeit der Rabensteiner Gemeinschaft entwickelte sich kontinuierlich weiter.

Veränderungen nach der Wende

Im Zuge der friedlichen Revolution 1989 und der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes änderten sich auch mancherorts Besitz- und Mietverhältnisse und unser “Saal“ im Georgenkirchweg 10 musste aufgegeben werden. Nach einer Zeit des Wartens und Fragens fand sich zur großen Freude der LKG Rabenstein die Gelegenheit, die ehemalige Gaststätte “Sportlerheim“ Harthweg 233 käuflich zu erwerben. Viele ehrenamtliche Helfer waren beim Aus- und Umbau des Anwesens intensiv beteiligt.

Die LKG Rabenstein ist Mitglied im Landesverband Landeskirchlicher Gemeinschaften in Sachsen und als solcher ein eingetragener Verein und ein freies Werk innerhalb der evangelischen Landeskirche. Die Landeskirchliche Gemeinschaft Rabenstein ist eine überwiegend mit freiwilligen Spenden finanzierte Laienarbeit und versammelt Kinder, Jugendliche, junge Familien, Erwachsene und Senioren mit dem Ziel, ihnen allen den Herrn Jesus Christus durch Gottes Wort und gemeinsames Leben nahezubringen. Unser „Miteinander“ ist untrennbar „Mit Gott“ verbunden.

Das Gemeinschaftshaus, so wie man es heute vorfindet, steht jedem offen und lädt ein, erfülltes Leben im Glauben an den lebendigen und erfahrbaren Gott zu finden.

Ausblick

100 Jahre Gemeinschaftsarbeit in Rabenstein – das ist allein der Gnade Gottes zu verdanken. Gott ist es, der uns und Sie durch Jesus Christus ruft, hineinzukommen in eine persönliche Beziehung zu ihm. Es war, ist und bleibt das Anliegen der Gemeinschaft, dass noch viele Menschen diesen Weg zum lebendigen Glauben finden. Es geht darum, ein erfülltes und fröhliches Leben miteinander zu führen und das Ziel: ein Leben in Ewigkeit bei Gott.

Im Herbst 2018 wird es eine Festwoche mit vielen besonderen Veranstaltungen geben, wir laden heute schon herzlich dazu ein!

Horst Otto